Sindelfingen bei Stuttgart ist Standort eines der größten Automobilwerke Deutschlands. In Fachkreisen kennt man die Stadt aber auch für Holzringe, die international seit fast 90 Jahren im Trommelbau Verwendung finden. Ganz neu sind dagegen die exklusiven, kreisrunden Tische, die in aufwendiger Handarbeit im neuen Geschäftsbereich der Sindelfinger Holzringe e. K. hergestellt werden.
Ende 2018 wurden die Tische offiziell am Markt eingeführt. „Künftig wollen wir jedes Jahr ein neues Produkt in Kleinserie herausbringen“, sagt Geschäftsführer Bernd Berstecher. Seit 2005 leitet der 54-jährige Holztechniker das Familienunternehmen in dritter Generation. Im Jahr 1928 als Schreinerei gegründet, spezialisierte sich die ,Holzringfabrik Sindelfingen Gebr. Berstecher‘ bald schon auf in Schichten verleimte Holzringe für Trommeln. Tischzargen, Gymnastikreifen, Spiegelrahmen sowie Holzrahmen für den Ladenbau und die Schaufenstergestaltung ließen das Angebot weiter wachsen.
Um die Jahrtausendwende erwirtschaftete die Holzringfabrik rund 80 Prozent ihres Umsatzes als Zulieferunternehmen für die Möbelindustrie. Die Insolvenz wichtiger Kunden sorgte jedoch für Probleme, der Betrieb musste sich wieder neu aufstellen. Heute gehen wieder etwa 80 Prozent des Umsatzes auf Holzringe für den Trommelbau zurück. Die Ringe und -röhren sind aber auch für den Messe- und Ladenbau, als Einfassung für Bullaugen oder als Hula- Hoop-Reifen gefragt.
Am meisten verarbeiten Berstecher und seine Mitarbeiter Buche-Schälfurnier. Auf Wunsch seien aber auch weitere Holzsorten möglich, wie etwa Edelfurniere der Esche, des Kirsch- oder Nussbaums. Das wenige Millimeter dünne Furnier wird im Kaltverfahren in fünf bis 15 Lagen kreisrund gewickelt und gepresst. Auf das Trocknen der Ringe mit bis zu 1,95 Meter Durchmesser und einem Meter Höhe folgt die Endbearbeitung mit Sägen, Hobeln und Schleifen. „Einige unserer Maschinen und Schablonen sind Jahrzehnte alt und unbezahlbares Firmenkapital“, so der Familienunternehmer. Ringe, die außen lackiert oder bedruckt werden sollen, erhalten eine dünne MDF als äußerste Schicht. Ansonsten ziert das Furnier mit seiner natürlichen Maserungen das Äußere des Zylinders.
Möbel in Hand- und Wertarbeit
Dieses individuelle Zusammenspiel aus detaillierter Hand- und Wertarbeit sowie einzigartigem Werkstoff zeichnet auch die neu auf den Markt gekommenen Tische des inzwischen um den Firmenzweig Sindelfinger Holzmanufaktur erweiterten Betriebes aus. Die Tische der Serie „Tom“ gibt es in verschiedenen Durchmessern und mit wählbarer Oberflächengestaltung. Drei Tische bilden ein Set. Die rollbaren Tische können privat als Couchtisch, Beistelltisch oder Nachttisch verwendet werden. Im Objektbereich sind sie beispielsweise für Praxen und Kanzleien, Restaurants oder Hotels geeignet, erläutert Berstecher. Auch in Zukunft strebt das kleine Unternehmen statt Möbelserien weiterhin Einzelanfertigungen an. Der Vertrieb erfolgt über einen Online-Shop sowie über ausgewählte Möbelhäuser. Dort sind neben dem Tischset „Tom“ auch Serviertabletts, Wäschetruhen, Spiege und Blumenvasen in verschiedenen Furnierarten erhältlich.