Sindelfinger Holzringe feiert Jubiläum

Als Herkunftsort von hochwertigen Autos ist Sindelfingen schon lange bekannt. Noch weiter zurück reicht die Tradition als Weberstadt. In Fachkreisen kennt man Sindelfingen, rund 15 Kilometer südwestlich von Stuttgart gelegen, auch für seine Holzringe, die international seit fast 90 Jahren im Trommelbau Verwendung finden. Ganz neu sind dagegen die exklusiven, kreisrunden Tische, die in aufwendiger Handarbeit von der Sindelfinger Holzmanufaktur hergestellt werden. „Anlässlich der Feier unseres 90-jährigen Bestehens am 23. November 2018 werden die Tische offiziell am Markt eingeführt. Fortan wollen wir jedes Jahr ein neues Produkt in Kleinserie oder als Einzelstück herausbringen“, sagt Geschäftsführer Bernd Berstecher.

Seit 2005 leitet der 54-jährige Holztechniker das Familienunternehmen in dritter Generation. Sein Großvater Ernst Berstecher und dessen Brüder Eugen und Christian gründeten 1928 eine Schreinerei und kauften vier Jahre später für 31.000 Reichsmark eine insolvente Holzringfabrik in Sindelfingen. Es war die Geburtsstunde der Holzringfabrik Sindelfingen Gebr. Berstecher und bald schon waren die in Schichten verleimten Holzringe für Trommeln in ganz Deutschland begehrt. Tischzargen, Gymnastikreifen und Spiegelrahmen sowie Holzrahmen für den Ladenbau und die Schaufenstergestaltung ließen das Angebot des Unternehmens weiter anwachsen. 1973 übernahm Gerhard Berstecher den Betrieb, der in den Folgejahren auch einige Aufträge im Baugewerbe, etwa bei der Einfassung von Wendeltreppen, Fenstern und Dachfenstern sowie in der Entwicklung von Holzsäulen, umsetzte. Um die Jahrtausendwende erwirtschaftete die Holzringfabrik rund 80 Prozent ihres Umsatzes als Zulieferunternehmen für die Möbelindustrie: Die runden Tischzargen waren in allen erdenklichen Durchmessern gefragt. „Als aber einige bedeutende Unternehmen aus unserem Kundenstamm Insolvenz anmelden mussten, mussten auch wir uns neu aufstellen. Wir haben uns in einer wirtschaftlich schwierigen Zeit gesundschrumpfen müssen. Nun soll es als kleine Manufaktur weiter aufwärts gehen“, kündigt Bernd Berstecher an.

Heute gehen etwa 80 Prozent des Umsatzes wieder auf Holzringe für den Trommelbau zurück. Namhafte Hersteller nutzen die aufwändig gefertigten Ringe für Tom-Toms, Bassdrums oder Orchesterpauken – und die fordern Qualität, die man sehen und hören kann. „Durch unsere Kunden werden die Sindelfinger Holzringe auf der ganzen Welt verteilt, ohne dass wir es unbedingt mitbekommen“, so der Firmeninhaber, der sich selbst als passionierter Handwerker und Tüftler beschreibt. Seine kreisrunden Holzringe und -röhren sind heute auch für den Messe- und Ladenbau, als Einfassung für Bullaugen oder als Hula-Hoop-Reifen gefragt. „Die Möglichkeiten, einen Holzzylinder weiterzuverarbeiten sind schier unbegrenzt. Wir fertigen auftragsbezogen genau das, was der Kunde wünscht. Dabei hat das Qualitätssiegel ‚Handmade in Germany‘ natürlich seinen Preis, bietet aber auch einen hohen Gegenwert“, sagt Berstecher.

Am meisten verarbeiten er und seine Mitarbeiter Buche-Schälfurnier. Auf Wunsch seien aber auch alle weiteren am Markt erhältlichen Holzsorten möglich, wie zum Beispiel Edelfurniere der Esche, des Kirsch- oder Nussbaums. Das wenige Millimeter dünne Furnier wird angeliefert und zunächst nachbearbeitet, ehe es im Kaltverfahren in 5 bis 15 Lagen kreisrund gewickelt und gepresst wird. Auf das mehrstündige Trocknen der Ringe mit bis zu 1,95 Metern Durchmesser und einem Meter Höhe folgt die Endbearbeitung mit Sägen, Hobeln und Schleifen an der Maschine. „Die Ringe entstehen in Handarbeit mit Hilfe von Maschinen. Einige unserer Maschinen, Pressen und Schablonen sind viele Jahrzehnte alt und so wie der Werkstoff Holz ebenfalls echte Unikate. Sie sind heute unbezahlbares Firmenkapital“, so der Familienunternehmer. Ringe, die außen schließlich lackiert oder beispielsweise für den Messebau bedruckt werden sollen, erhalten eine hochwertige, dünne MDF-Platte als äußerste Schicht. Ansonsten ziert das gewünschte Furnier mit natürlichen, einzigartigen Maserungen das Äußere des Zylinders.

Dieses individuelle Zusammenspiel aus detaillierter Hand- und Wertarbeit sowie einzigartigem Werkstoff zeichnet auch die neu auf den Markt kommenden Tische des inzwischen um den Firmenzweig „Sindelfinger Holzmanufaktur“ erweiterten Betriebes aus. Die Tische der Serie „tom.“ gibt es in verschiedenen Durchmessern und mit wählbarer Oberflächengestaltung. Drei Tische bilden ein Set, dessen Kosten sich je nach Holzart im mittleren vierstelligen Bereich belaufen. Die rollbaren Tische können privat als Couchtisch, Beistelltisch oder Nachttisch verwendet werden. Im Objektbereich sind sie beispielsweise für Praxen und Kanzleien, Restaurants oder Hotels geeignet. „Wer mit dem hochwertigen Innenausbau befasst ist, findet in unserer Holzmanufaktur womöglich die individuelle Lösung, die er oder sie sucht. Ich sehe mich als Ideengeber für Designer und Architekten und möchte nach und nach gerne weitere Prototypen entwickeln und auf den Markt bringen“, erklärt Bernd Berstecher. Statt umfassenden Möbelserien strebe das kleine Unternehmen weiterhin kundenspezifische Einzelanfertigungen an, die mit gezielter Produktinformation und Pflegeempfehlung in einer hochwertigen Verpackung beim Kunden ankommen. Der Vertrieb erfolgt über einen Online-Shop auf der neuen Website der Sindelfinger Holzmanufaktur unter www.sindelfinger.com sowie über ausgewählte kleine Möbelhäuser. Dort sind neben dem Tischset „tom.“ auch ebenfalls in Handarbeit gefertigte Serviertabletts, Wäschetruhen, Spiegel und Blumenvasen in ganz verschiedenen Furnierarten erhältlich.

Quelle: Ferdinand Holzmann Verlag – Möbelfertigung