Runde Sache: Handmade in Sindelfingen

Die Firma Holzringe feiert 90. Betriebsjubiläum – Spezialist macht Hauptumsatz mit Trommel- und Schlagzeug-Herstellern

„Sindelfinger Holzringe“? Nie gehört? Geht vielen so. Dabei ist das Unternehmen das, was man einen „Hidden Champion“ nennt, ein versteckter Meister seines Fachs. Jetzt ist der Betrieb aus dem Mittelpfad 90 geworden und feiert diesen – buchstäblich – runden Geburtstag. Unter anderem mit einer neuen Möbeledition.
Von Siegfried Dannecker.

SINDELFINGEN. Begonnen hat die Firmentradition 1928 in der Oberen Vorstadt auf dem Gelände einer ehemaligen Weberei. Dort gründeten Ernst Berstecher und seine Brüder Eugen und Christian eine Schreinerei – Gebrüder Berstecher. Vier Jahre später kauften sie für damals 31 000 Reichsmark eine insolvente Holzringfabrik hinzu – die Geburtsstunde jenes Familienunternehmens, das Bernd Berstecher nun in dritter Generation leitet.

Bei einer Feierstunde zum Betriebsjubiläum hat der 54-jährige Firmenchef seinen Gästen schmunzelnd klargemacht, dass möglicherweise jeder von ihnen schon mal mit einem Holzringe-Produkt in Kontakt gekommen ist. Wortwörtlich. Denn die Sindelfinger haben immer schon Schulsporthallen mit hölzernen Gymnastik- oder Hula-Hoop-Reifen ausgestattet. „Und wir produzieren sie bis heute“, lächelte der Darmsheimer. Viele Jahre lang war Sport (Rudi) Hornung in Dagersheim einer der Abnehmer, dann dessen Tochter. Nun ist diese Geschäftsverbindung Geschichte, Hornung nämlich zu. Ein wechselvolles Auf und Ab hat die „Sindelfinger Holzringe“ immer wieder begleitet. Bis zur Jahrtausendwende erwirtschaftete die Holzringfabrik rund 80 Prozent ihres Umsatzes als Zulieferer für die Möbelindustrie. Die runden Tischzargen waren in allen erdenklichen Durchmessern gefragt. „Als aber einige bedeutende Unternehmen aus unserem Kundenstamm Insolvenz anmelden
mussten, mussten auch wir uns neu aufstellen. Wir haben uns in einer wirtschaftlich schwierigen Zeit gesundschrumpfen müssen“, erklärt Bernd Berstecher. Waren in Spitzenzeiten 25 Köpfe an Bord des Familienbetriebs, sind es heute noch eine Handvoll. Die aber wollen über den Zargen nicht verzagen. Eine neue Möbelkollektion ist bester Ausdruck dieses Überlebensgeistes. „Tom.“ heißt die, ist der Unternehmenstradition kreisrund und soll dem spezialisierten Nischenanbieter den Weg in die Zukunft ebnen.

Die Idee, runde Fertigmöbel im Premiumsegment zu produzieren, sie kommt aus der Historie. Sie knüpft an die Fertigungstechnik an, die man in der Kolumbusstraße 40 im Industriegebiet perfektioniert hat. Den Hauptumsatz macht das Familienunternehmen heutzutage nämlich mit dem, was Trommel- und Schlagzeugbauer als Basis zur Weiterveredelung benötigen: Holzzylinder, nicht nur Made, sondern sogar Handmade in Sindelfingen…..

Quelle: Kreiszeitung Böblinger Bote

Den kompletten Artikel aus der Böblinger Bote vom 27.11.2018 als PDF: